Wir haben über so manches vergessene Auto geschrieben, das sich aus dem einen oder anderen Grund von anderen abhob. Einige waren wegen ihres ungewöhnlichen Außendesigns erstaunlich, andere wegen ihrer interessanten technischen Lösungen. Was ist also das Besondere an dem NSU Ro 80, der in diesem Jahr sein 50-jähriges Jubiläum feiert?
Wenn Sie dieses Auto und den Hersteller, der es ans Licht der Welt brachte, kennenlernen möchten, sollten Sie mit der Geschichte dieser Marke beginnen, die 1869 begann und 1969 endete. Doch 1967, nur zwei Jahre bevor die Vertreter der Volkswagen AG durch die Tür des Büros des Herstellers traten, wurde der Welt eines der interessantesten Autos dieser Ära vorgestellt - der NSU Ro 80.
Dies war ein Mittelklassewagen mit Frontantrieb, einem halbautomatischen Getriebe und... einem Kreiskolbenmotor. Es war eines der ersten Autos mit einem Kreiskolbenmotor, das es in die Massenproduktion schaffte. Das Auto hatte einen Hubraum von gerade einmal 0,9 Litern, aber es konnte 114 PS und 159 Nm Drehmoment erzeugen. In Anbetracht der Epoche, in der er gebaut wurde, waren das mehr als lobenswerte technische Eigenschaften.
Als der Autohersteller damals den Kreiskolbenmotor einführte, behauptete er, dass der 0,9-Liter-Kreiskolbenmotor effizienter sei als sein Pendant mit Verbrennungsmotor. Außerdem war er vibrationsärmer und ließ die Nadel auf dem Tachometer leichter nach oben wandern.
Obwohl der Kreiskolbenmotor das interessanteste Bauteil dieses Autos war, hatte der NSU Ro 80 noch ein weiteres Detail, das heutzutage in vielen modernen Autos eingebaut wird: ein halbautomatisches Getriebe. Das Funktionsprinzip des Getriebes im NSU Ro 80 war nicht dasselbe wie das seiner modernen Gegenstücke. Moderne halbautomatische Getriebe können in zwei Modi arbeiten: manuell (wo Sie selbst schalten können) oder automatisch (wo das Getriebe die Schaltung übernimmt). Das Getriebe des NSU Ro 80 funktionierte jedoch etwas anders. Hinter dem Lenkrad konnte der Fahrer nur zwei Pedale betätigen: das Gaspedal oder die Bremse. Der Fahrer konnte mit Hilfe des Schalthebels die Gänge wechseln, als ob er ein Auto mit Schaltgetriebe fahren würde.
Auf dem Papier hätte der NSU Ro 80 das meistverkaufte Auto aller Zeiten werden sollen. Doch alles ging schief, denn die Produktion dieses Modells bedeutete schließlich den Untergang des Unternehmens. Und warum? Weil die großen Ambitionen des NSU Managements sie daran hinderten, das Konzept des Kreiskolbenmotors zu vollenden. Mit ihren Kreiskolbenmotoren zeigten viele NSU Ro 80 bereits nach 25.000 Kilometern verschiedene Ausfallerscheinungen. Bei 50.000 Kilometern musste NSU den Kreiskolbenmotor oft neu bauen.
Der NSU Ro 80 hatte noch ein weiteres Manko - einen großen Appetit auf Kraftstoff. Die deutsche Limousine verbrauchte etwa 14 Liter Benzin pro 100 Kilometer. Das war schon damals, bevor die Welt am Rande einer Ölkrise stand, kein guter Indikator.
In den 10 Jahren seiner Produktion wurde der NSU Ro 80 fast 37.500 Mal bestellt. Das ist keine besonders beeindruckende Zahl, aber viele Oldtimer-Experten sind sich einig, dass größere Investitionen in die Verbesserung des Kreiskolbenmotors das Produktionsvolumen des Ro 80 hätten verdoppeln können.
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