Die Autos, die die Chrysler Group in den 1980er Jahren produzierte, waren keineswegs die ausdrucksstärksten. Das Unternehmen musste sich aus der Rezession herauswinden und war daher gezwungen, fast alle Modelle auf der gleichen "K-Car"-Plattform zu produzieren. Das schlug sich zwar positiv in den Bilanzen des Unternehmens nieder, aber es wirkte sich negativ auf die Gefühle der Benzinfans aus.
Aber in den 1990er Jahren wurden die Dinge im Allgemeinen besser. Chrysler gelang es, die Marke Dodge mit der Viper zu rehabilitieren, während die Plymouth-Fans nicht weniger überrascht waren. Die Viper war eine Hommage an die Shelby Cobra, und man beschloss, mit dem neuen Plymouth-Roadster denjenigen zu huldigen, die sich zu Hot Rod-Werten bekennen.
Tom Gale (ehemaliger Designchef von Chrysler) ließ sich nach eigenen Skizzen einen 1933er Ford Hot Rod nachbauen. Als er diese Skizzen anfertigte, hatte er eine Idee: Warum macht Chrysler nicht ein modernes Hot Rod-Konzept? Also machten sich die Jungs an die Arbeit, und der Plymouth Prowler - ein nostalgischer, aber moderner Hot Rod, der "ein rollendes Fest der Libido" (The Washington Post) war - wurde bereits 1993 auf der North American International Auto Show in Detroit ausgestellt. Die Dodge Viper, die nur wenige Jahre zuvor ein so aufsehenerregendes Debüt gegeben hatte, war bereits in die Massenproduktion gegangen, so dass der Prowler, der zum Star der Detroit Show 1993 wurde, allein schon wegen dieses Präzedenzfalls eine Chance hatte.
Nach dem Erfolg des Konzepts musste sich das Konstruktionsbüro also an die Arbeit machen, und sie bekamen eine Aufgabe, die noch komplizierter war als im Fall der Viper. Aus technischer Sicht handelte es sich bei der Viper um ein relativ normales Produkt mit einer Stahlkarosserie. In der Zwischenzeit war der Prowler zu einer Basis für viel ernsthaftere Experimente geworden. Tom Gale beschloss, für den Prowler so viel Aluminium wie möglich zu verwenden, weil er der Meinung war, dass Leichtmetalle die Zukunft des Automobilbaus seien. Dennoch hatte Chrysler praktisch keine Erfahrung auf diesem Gebiet.
Es gelang ihnen, die Herausforderung des Aluminiums zu meistern, aber dann standen sie vor der Herausforderung, einen V8 unter die Haube zu bekommen - ein aufgegebener Plan. Der Wagen musste sich mit einem V6 begnügen, denn die Idee hinter dem Prowler lag vor allem in seinem Aussehen. Die Designer wollten die Harmonie der anmutigen Karosserielinien nicht opfern, um einen großen Motor unter die Motorhaube zu stecken. So standen drei Jahre nach der Vorstellung des Konzepts bereits lilametallicfarbene Plymouth Prowler bei den Händlern und warteten auf Käufer. Unter dem glänzenden Lack steckten 400 Kilogramm raffiniert eingesetztes Aluminium. In diesem Sinne waren der Prowler und der Audi A8 der ersten Generation absolute Innovatoren auf dem Markt für Serienfahrzeuge.
Der Prowler war ein gut aussehender und interessanter Roadster mit einem relativ günstigen Preis von 38.000 USD, aber seine beeindruckende Erscheinung verbarg einige große Schwächen. Zunächst einmal war da der V6-Motor, der zwar stark genug war (214 PS), aber nach Ansicht amerikanischer Autoliebhaber Lichtjahre von der Essenz des Hot Rodding entfernt war. Auch der kleine Kraftstofftank und der kleine Kofferraum entsprachen nicht den Vorstellungen, die man normalerweise von amerikanischen Autos hatte. Wegen des kleinen Kofferraums bot Mopar sogar eine Nachrüstoption an - einen Anhänger, der das Heck des Prowler nachahmte.
Chrysler hielt eine spezielle Präsentation für Hot Rod-Journalisten ab. Sie waren beeindruckt von den Bemühungen des Unternehmens, die Hot Rod-Kultur in die Massenproduktion zu bringen. Bis dahin schien es unmöglich, dass ein Auto mit offenen Vorderrädern alle erforderlichen Sicherheitstests bestehen würde. Doch trotz des Retro-Looks war es keine Anschaffung, die ein echter Hot Rodder haben wollte. Vor allem, weil er das wichtigste Merkmal eines Hot Rods nicht besaß - einen brummenden V8.
Zwar wurde der Prowler V6 1999 auf 253 PS aufgerüstet und war damit so stark wie viele Small-Block-V8-Motoren. Außerdem wurde er in mehr Farben angeboten, denn im ersten Produktionsjahr war er nur in Lila Metallic erhältlich. Die Verkaufszahlen gingen jedoch stetig zurück, und auch Plymouth selbst war in den letzten Zügen. Die Marke Plymouth wurde 2001 eingestellt, und der Prowler wurde in seinem letzten Produktionsjahr als Chrysler-Modell verkauft.
Insgesamt wurden 11.702 Prowler produziert. Das ist nicht viel, wenn man bedenkt, dass Chrysler mit einem Absatz von etwa 5.000 Fahrzeugen pro Jahr gerechnet hatte (was in keinem der Produktionsjahre erreicht werden konnte). Rein rechnerisch bedeutete dies einen Nettoverlust für das Unternehmen, denn die Entwicklung des Modells kostete etwa 90 Millionen Dollar. Doch im Großen und Ganzen war das Projekt gar nicht so erfolglos. Nach Aussage des Managements gaben sie bereits jedes Jahr Unmengen von Geld für dumme Fernsehwerbung aus, an die sich wenige Minuten später niemand mehr erinnerte. In der Zwischenzeit hinterließen Modelle wie der Prowler einen bleibenden Eindruck bei den Menschen und veränderten ihre Meinung über den gesamten Chrysler-Konzern zum Besseren. Ganz zu schweigen von dem technologischen Know-how bei der Verwendung von Aluminium.
Es ist unwahrscheinlich, dass der Plymouth Prowler in der Zukunft zu einem hochgeschätzten Oldtimer wird, aber er ist - allein schon wegen seiner Einzigartigkeit - eines der interessantesten Produkte der zeitgenössischen Automobilgeschichte. Mit den Worten von Kevin Verduyn, einem der wichtigsten Designer des Prowler: "Kein Mainstream-Automobilhersteller hatte je etwas so Bizarres gemacht."
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