Aufgeladene Benzin- oder Dieselmotoren überraschen heutzutage niemanden mehr - sie sind Teil unseres Alltags geworden, vor allem wenn man leistungsstarke Autos mag.

Die Aufladung ist in den letzten zehn Jahren immer beliebter geworden, denn die verschärften Emissionsvorschriften haben die Autohersteller dazu veranlasst, nach neuen Wegen zu suchen, um die Emissionen zu senken und gleichzeitig die Leistung des Motors effektiv zu steigern.

Atmosphärische Motoren waren schon immer für eine Reihe von Dingen beliebt: schnelle Gasannahme, Ausdauer, Langlebigkeit und Leistungsabgabe in einem breiten Drehzahlbereich. Doch Turbomotoren schaffen es, ähnliche Parameter in einem viel kompakteren Paket zu entwickeln.

Der lange Weg zur Massenproduktion

Der Turbolader ist ein relativ altes Bauteil, das seit 1905 in verschiedenen Industriezweigen eingesetzt wird. Später wurden Turbolader für militärische Ausrüstungen verwendet, aber in der Automobilindustrie tauchten sie erst 1962 auf.

Die Ingenieure von General Motors waren die ersten, die feststellten, dass der Turbolader die Effizienz von Benzinmotoren steigern kann. 1962 stellte Oldsmobile, das zur General Motors-Familie gehörte, den Jetfire vor - eine Mittelklasselimousine, die man als erstes Auto mit Turbolader bezeichnen könnte. Tatsächlich wurden 1962 zwei Modelle mit Turbolader auf den Markt gebracht: der Oldsmobile und der Chevrolet Corvair Monza. Technisch gesehen waren beide Modelle identisch. Das Einzige, was sich unterschied, war das Äußere und der Innenraum der Autos.

Oldsmobile Jetfire
Oldsmobile Jetfire
© Oldsmobile
Oldsmobile Jetfire
Oldsmobile Jetfire
© Oldsmobile

Mehr Leistung

Als Versuchskaninchen wählte das Management von General Motors einen 3,5-Liter-8-Zylinder-Motor, der mit dem Turbolader zusammenarbeitete.

Der serienmäßige 8-Zylinder-Motor konnte 155 PS entwickeln. In der Power-Pack-Version erreichte das gleiche Aggregat 185 PS, aber für die Oldsmobile-Ingenieure waren diese Parameter nur scheinbar zufriedenstellend.

Die Oldsmobile-Ingenieure bauten daraufhin einen Turbolader ein und steigerten die Motorleistung um ganze 40 Prozent auf 215 PS. Und das Beste: Die Spezialisten, die den Motor konstruierten, schafften dies, ohne die Haltbarkeit des Motors oder den Kraftstoffverbrauch zu beeinträchtigen. Die letztgenannten Aussagen wurden von den Autoren dieses Projekts sehr oft zitiert.

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© Oldsmobile
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© Oldsmobile

Wenn sie den Motor mit einem Turbolader koppeln wollten, mussten die Oldsmobile-Spezialisten zunächst ein paar Änderungen vornehmen. Der 8-Zylinder-Motor erhielt neue Kolben, eine verbesserte Zündspule, eine effizientere Kraftstoffpumpe und einen größeren Kühler. Auch das Getriebe wurde verstärkt, damit es dem erhöhten Drehmoment standhalten konnte. Das einzige, was Oldsmobile nicht änderte, war die hohe Verdichtung von 10,25:1.

Die Autoren des Projekts betonten, dass der Turbolader bei extrem niedrigen Drehzahlen - nur 1.000 U/min - zu arbeiten begann und bei 3.200 U/min seinen Höhepunkt erreichte. Bei 3.200 U/min lieferte der Motor ein gewaltiges Drehmoment von 406 Nm!

Da die Automobilhersteller damals noch nicht über intelligente Motormanagementsysteme verfügten, wurden die Wucht des Turbomotors und andere Vorgänge durch für heutige Verhältnisse ungewöhnliche technische Lösungen gesteuert. Eine der interessantesten Lösungen bei diesem Motor war das Wasser-Methanol-Einspritzsystem. Dieses Einspritzsystem hatte nur eine Funktion - die Kühlung des Ansaugtrakts.

Nach Angaben von Oldsmobile konnte der Inhalt des 4,7-Liter-Behälters in nur 360 Kilometern geleert werden, wenn man aggressiv fuhr und versuchte, die maximale Motorleistung zu erreichen.

1962 Oldsmobile F-85 Jetfire
1962 Oldsmobile F-85 Jetfire
© Greg Gjerdingen, Flickr
Engine of 1962 Oldsmobile F-85 Jetfire
Motor eines 1962er Oldsmobile F-85 Jetfire
© Greg Gjerdingen, Flickr

Die Theorie war anders als die Praxis

Der Oldsmobile Jetfire wurde von 1962 bis Ende 1963 produziert. Die kurze Produktionszeit lässt sich leicht erklären - das Auto hatte große Zuverlässigkeitsprobleme.

Der leistungsstärkere Motor hatte Probleme mit dem Kühlsystem, und auch das extrem komplizierte Einspritzsystem zeigte seine Launenhaftigkeit und Unlust, optimal zu arbeiten. Ironischerweise wurden viele der Probleme von den Jetfire-Besitzern selbst verursacht, die den speziellen Behälter der Einspritzanlage mit einfachem Wasser statt mit dem Wasser-Methanol-Gemisch auffüllten.

1963 Oldsmobile Jetfire
1963 Oldsmobile Jetfire
© General Motors
1963 Oldsmobile Jetfire
1963 Oldsmobile Jetfire
© General Motors
1963 Oldsmobile Jetfire
1963 Oldsmobile Jetfire
© General Motors

Pioniere

Man könnte General Motors als einen Pionier der Turbomotoren bezeichnen. Ohne die Ingenieure dieses Unternehmens wäre es unwahrscheinlich, dass aufgeladene Motoren die Aufmerksamkeit anderer Industriegiganten erregt hätten.

Modelle wie der BMW 2002 Turbo, der Porsche 911 Turbo und der Saab 99 Turbo verhalfen den Turbomotoren zu ihrer Popularität, aber wir sollten nicht das Auto vergessen, das den Grundstein für die aufgeladenen Aggregate legte.

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