Der Mercedes-Benz C112 war eines jener Autos, die aus dem Wunsch der Ingenieure entstanden, die bewährte Technik im Rennsport zu erproben.

Nach der erfolgreichen Saison 1990 in der Gruppe C wollten die Mercedes-Ingenieure den Sieg feiern, indem sie sieben Monate lang Überstunden machten, um das aktive Federungssystem in einem Auto für den öffentlichen Straßenverkehr zu testen.

Zuerst planten die Ingenieure, die aktive Federung in eine bescheidene 190er Limousine einzubauen. Als jedoch die Teamleiter von Daimler und Sauber den Raum betraten und anfingen, Änderungen vorzunehmen, ähnelte das endgültige Projekt ganz und gar nicht dem ursprünglichen Plan.

Um die neue Technik zu testen, entwarfen die deutschen Spezialisten einen Supersportwagen mit einem 6-Liter- und einem 12-Zylinder-Benzinmotor, der bis zu 408 PS und 580 Nm Drehmoment erreichen konnte. Dieser Superwagen wurde gewählt, damit die Ingenieure die Funktionsweise der aktiven Federung bei hoher Geschwindigkeit demonstrieren konnten.

Mercedes-Benz C112 concept
Mercedes-Benz C112 Konzept
© Daimler AG
Mercedes-Benz C112 concept
Mercedes-Benz C112 Konzept
© Daimler AG

Vorreiter der Technik

Der C112 war der erste Mercedes-Benz Leichtbauwagen, der über das Active Body Control System verfügte. Dabei handelt es sich um ein hydraulisches Fahrwerkssystem, das die Anpassungsfähigkeit des Fahrwerks an die Straße regelt, das Auf- und Abschwingen der Karosserie beim Abbiegen sowie das Zittern beim Bremsen oder Anfahren minimiert. All das geschieht in Millisekunden. Unzählige Sensoren überwachen kontinuierlich die Karosserie und die Aufhängung des Fahrzeugs und versuchen anhand der empfangenen Daten, das Aufschaukeln zu beseitigen und die perfekte Stabilität zu gewährleisten.

Mercedes-Benz C112 concept
Mercedes-Benz C112 Konzept
© Daimler AG
Mercedes-Benz C112 concept
Mercedes-Benz C112 Konzept
© Daimler AG

Der C112 verfügte auch über einen Hinterradantrieb, der das Handling des Wagens auf kurvenreichen Straßen erleichterte. Am effektivsten war er jedoch bei hohen Geschwindigkeiten.

Bei Fahrten unter 60 km/h drehen sich die Hinterräder um bis zu 3,5 Grad in die entgegengesetzte Richtung als die Vorderräder. Bei einer Geschwindigkeit von mehr als 60 km/h drehen sich die Hinterräder im gleichen Winkel wie die Vorderräder. Diese Lösung ist heute bei den Herstellern weit verbreitet.

Die aktive Federung und der Hinterradantrieb trugen dazu bei, dass der Wagen 50 bis 60 km/h schneller als die damaligen Modelle fahren konnte. Für Ferrari und Lamborghini war das wie ein Messer im Hals.

Mercedes-Benz C112 concept
Mercedes-Benz C112 Konzept
© Daimler AG
Mercedes-Benz C112 concept
Mercedes-Benz C112 Konzept
© Daimler AG

Die erstklassige Aerodynamik

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal des C112 ist die Aerodynamik. Mercedes-Benz war mit Heck- und Frontspoilern ausgestattet, die sich je nach Fahrstil, Geschwindigkeit und anderen Parametern anpassten. Bei einer Geschwindigkeit von 250 km/h oder mehr würde sich der Heckspoiler anheben und in einem Winkel von 65 Grad drehen.

Im Ernstfall würde der Heckspoiler zu einer Art Fallschirm. Würde man plötzlich auf die Bremse treten, würde sich der Heckspoiler so weit wie möglich anheben und so die Geschwindigkeit des Autos in einem Wimpernschlag von beispielsweise 150 km/h auf 20 km/h reduzieren.

Der unter der vorderen Stoßstange verborgene Spoiler erfüllte indes die gleiche Funktion wie ein Heckspoiler. Solange das Auto ein bestimmtes Geschwindigkeitslimit erreicht, bleibt er untätig, aber bei einer Geschwindigkeit von 250 km/h senkt er sich ein wenig und erhöht die Luftdurchlässigkeit.

Mercedes-Benz C112 concept
Mercedes-Benz C112 Konzept
© Daimler AG
Mercedes-Benz C112 concept
Mercedes-Benz C112 Konzept
© Daimler AG

Als Experiment geblieben

Der 1991 vorgestellte Mercedes-Benz C112 wurde zur Kim Kardashian der Autozeitschriften. Jeden Monat gab es in jeder Zeitschrift mindestens einen Artikel über dieses Technikwunder.

Doch ein Supercar, der 310 km/h erreichen konnte, ging aus bis heute unbekannten Gründen nie in Serie.

Inoffizielle Quellen sagen, dass Mercedes-Benz nicht bereit war, die Technologie im C112 der Welt anzubieten. Offenbar konnten auch 700 Vorbestellungen die Mercedes-Verantwortlichen nicht umstimmen.

---

Entdecken Sie Ihr Traumauto in unseren Autokategorien oder stöbern Sie in unserem Classic Passion Shop, um aufregende Artikel unserer Partner zu entdecken!