Seit den 1920er Jahren waren Radiosendungen in den meisten Ländern bereits weit verbreitet, und das war eine große Innovation. Vergessen wir nicht, dass es zu dieser Zeit noch kein Fernsehen und schon gar kein Internet gab.

Das Radio diente also sowohl als Informationsquelle als auch zur Unterhaltung. Immer mehr Radiogeräte hielten Einzug in die Haushalte, und so ist es nicht verwunderlich, dass jemand auf die Idee kam, diese Innovation mit einer anderen zu kombinieren, nämlich dem Einbau eines Radios in ein Auto. Die ersten Versuche waren sehr einfach - man konnte einfach ein batteriebetriebenes Heimradio mit ins Auto nehmen, aber das war nicht praktisch. Man brauchte etwas, das sich besser für ein Auto eignete, und die Lösung kam aus den Vereinigten Staaten, die damals in fast allen Bereichen der Massenproduktion führend waren.

Man geht heute davon aus, dass das erste kommerzielle Autoradio das Motorola 5T71 war, das 1930 von der Galvin Manufacturing Corporation eingeführt wurde. Diesem Radio ist übrigens auch der Name Motorola zu verdanken. Auf der Suche nach dem richtigen Namen verbanden die Gebrüder Galvin einfach die Wörter "Motor" und "Victrola" (der damals populärste Plattenspieler). Das Motorola 5T71 kostete damals viel Geld - etwa 130 Dollar, also ein Fünftel des Preises eines Ford Model A, aber das tat der Nachfrage keinen Abbruch. Das Produkt war so erfolgreich, dass das Unternehmen selbst später seinen Namen in Motorola änderte (ja, das gleiche Motorola, das wir alle so gut kennen).

Mercedes-Benz Cabriolet D from 1937, dashboard including integral radio station scale and a separate loudspeaker
Mercedes-Benz Cabriolet D von 1937
©Daimler AG archive
Radio system in 1955 Cadillac Coupe DeVille
Radioanlage im Cadillac Coupe DeVille von 1955
©General Motors archive

Dieses Motorola-Radio konnte in jedes Auto eingebaut werden, und als die Autohersteller die Nachfrage danach erkannten, nahmen sie es in ihre Liste der Sonderausstattungen auf. Zehn Jahre später gab es in praktisch jedem Neuwagen in Amerika ein AM-Radio mit Drucktaste. Mit der Zeit bekamen die Autos auch UKW, aber die Musikliebhaber waren mit dem, was das Radio bot, nicht mehr zufrieden. Zu Hause hatte fast jeder einen Plattenspieler, mit dem man alles hören konnte, was man wollte, also wollte man das Gleiche auch im Auto haben. Bevor es also ein bequemeres Audioformat gab, wurde der Plattenspieler auch auf vier Räder gestellt. Es ist schwer vorstellbar, wie eine Schallplatte in einem fahrenden Auto abgespielt werden konnte, aber in den 1950er Jahren war dies tatsächlich eine sehr beliebte Option. Philips brachte eine ganze Reihe von kompakten Plattenspielern auf den Markt, die kleinere (7-Zoll-)Schallplatten verwendeten und seltsamerweise erstaunlich gut im Auto funktionierten.

Die eigentliche Revolution in der Automusik fand jedoch 1964 statt, als Philips die Kompaktkassette einführte. Die Kassette war ideal für diesen Zweck - sie war klein und bot Platz für eine große Anzahl von Stereoaufnahmen in guter Qualität. Außerdem war sie viel bequemer zu benutzen als eine Schallplatte. Allerdings hatte sie in den USA eine Zeit lang Konkurrenz. Es handelte sich um ein gemeinsames Projekt von Ford, Motorola und GM - das so genannte 8-Spur-Kassetten-System (auch bekannt als "Stereo 8"), das 1965 eingeführt wurde. Doch das Kassettenband war in jeder Hinsicht überlegen (und auch viel kleiner), und so sehr sich die amerikanischen Autohersteller auch bemühten, das 8-Spur-System populär zu machen, die Kassette verdrängte den Markt für Audiosysteme in Fahrzeugen bis 1980 vollständig.

Blaupunkt Essen 1963
Blaupunkt Essen 1963
©wolfB1958, Flickr
Modern Becker Mexico 7942
Modern Becker Mexico 7942
©Becker

Die 1980er und 1990er Jahre kann man getrost als das goldene Zeitalter der Aftermarket-Audiosysteme bezeichnen. Natürlich boten die Autohersteller ihre eigenen Audiosysteme an, und einige von ihnen waren gar nicht so schlecht. Aber zu dieser Zeit konzentrierten sich die Autohersteller nur auf die Produktion des Fahrzeugs selbst und betrachteten Audio nicht als ihr Gebiet. Dies ermöglichte es den Nachrüstern, eine Vielzahl verschiedener Systeme zu entwickeln, von denen eines besser war als das andere. Philips, Blaupunkt, Grundig, Pioneer, Kenwood, Alpine, Becker - jeder Autoliebhaber in den 1980er und 1990er Jahren kannte diese Namen.

Mitte der 1980er Jahre gab es einen weiteren Qualitätssprung bei der Wiederherstellung der Audioqualität. Das war 1984, als Pioneer den ersten Compact-Disc-Player für Automobile vorstellte, den Pioneer CDX-1. Die CD verbesserte nicht nur die Audioqualität erheblich, sondern ermöglichte auch die sofortige Auswahl des gewünschten Titels, was einen großen Vorteil gegenüber der Kassette darstellte. In den späten 1980er Jahren wurden auch immer mehr Stereoanlagen mit mehreren Lautsprechern installiert, wobei die Gesamtzahl der Lautsprecher mindestens sechs betrug, und selbst die hartgesottensten Audiophilen begannen zuzugeben, dass die besten Auto-Audiosysteme bereits mit High-End-Heimanlagen vergleichbar waren.

Blaupunk Munchen CD player in Porsche 911
Blaupunk Munchen CD-Spieler im Porsche 911
©Paulius Gaurilcikas
Blaupunkt BEQ system
Blaupunkt BEQ System
©Blaupunkt

Allerdings hat es fast 20 Jahre gedauert, bis die CD die Kassette von der Bildfläche verdrängt hat. Kassettenspieler und Kassetten selbst waren billig, so dass sie bis Ende der 1990er Jahre eine beliebte Option im Auto blieben. Und in den 1990er Jahren kam der CD-Wechsler auf, der zwischen 6 und 18 CDs gleichzeitig aufnehmen konnte und in besseren Autos praktisch obligatorisch war. Die Wechsler waren meist im Kofferraum, unter dem Sitz oder im Handschuhfach untergebracht. Und wer noch tiefer in die Audiowelt des Fahrzeugs eintauchen wollte, hatte alle Voraussetzungen dazu, denn es wurde eine riesige Auswahl an Zusatzgeräten angeboten: Verstärker, Equalizer, Subwoofer, Fernbedienungen usw.

1992 versuchte Sony, dem CD-Format den Kampf anzusagen, indem es seine eigene Minidisc herausbrachte. Sie war zwar kleiner, aber die CD war bereits so populär geworden, dass die Sony Minidisc keine Konkurrenz darstellte und schließlich wieder eingestellt wurde. In den 1990er Jahren begannen die Hersteller auch damit, verschiedene Sicherheitsvorrichtungen in Stereoanlagen einzubauen, da diese oft ein leichtes Ziel für Diebe waren. Stereoanlagen wurden codiert, viele hatten abnehmbare Frontplatten, und Blaupunkt führte das Keycard-System ein, bei dem das Audiosystem nur dann zum Leben erweckt wurde, wenn eine spezielle Karte in das Gerät eingeführt wurde.

Blaupunkt Berlin controls
Blaupunkt Berlin Kontrollen
©Blaupunkt
CD changer in Mercedes-Benz
CD-Wechsler in Mercedes-Benz
©Daimler AG

Das neue Jahrhundert brachte neue digitale Technologien mit sich. Die magische Abkürzung mp3 fand ihren Weg vom PC in die Welt der Audiosysteme für Fahrzeuge. Und die Bildschirme der Stereoanlagen selbst wuchsen von Jahr zu Jahr und passten bald nicht mehr in die normale DIN-Größe, die seit fast 50 Jahren Standard war. Autos wurden mehr und mehr zu Multimedia-Zentren auf Rädern, in denen das Audiosystem ein integraler Bestandteil ist. Die bekannten Aftermarket-Audiosystemhersteller sind inzwischen nur noch Ausrüster der Automobilhersteller, während einige einfach ihr Profil geändert haben oder in Konkurs gegangen sind.

Porsche Classic Radio System
Porsche Classic Radiosystem
©Porsche archive
Porsche Classic Radio System
Porsche Classic Radiosystem
©Porsche archive

Ja, die Klangqualität in modernen Autos ist viel besser, und das Audiosystem ist viel einfacher zu bedienen als noch vor ein paar Jahrzehnten. Aber für Liebhaber von Klassikern wird ein Becker Mexico immer beeindruckender sein als ein gesichtsloses modernes System. Außerdem gibt es Optionen auf dem Markt, die einen stilvollen Vintage-Look mit vollwertiger moderner Technik verbinden. Zum Beispiel das Porsche Classic Radio Navigationssystem, das über das Porsche Händlernetz vertrieben wird, oder das moderne Becker Mexico 7948/7942, das dem Design des legendären Becker Mexico nachempfunden ist.

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